Susanne Lutz berichtet:
Am 13 März 2022 haben wir vier Luzie -unsere Jugendsprecherin, Feli, Dalya und ich uns vor dem Escape Room getroffen, der von der Flüchtlingshilfe Bonn organisiert war. Was uns genau erwartet war uns nicht klar, denn schlauerweise hat sich keiner von uns wirklich was durchgelesen. Wir wussten nur, es wird was mit Fremdsprachen und Flüchtlingen. Als wir rein gingen, mussten wir uns grüne Schlappen anziehen und grüne Gummihandschuhe. Die Handys mussten wir in eine Box legen und dann musste jeder von uns einen Briefumschlag nehmen, jeder hatte eine andere Farbe. Luzie bekam dann noch ein walkie talkie und dann ging es schon in den ersten Raum – Wir waren alle todes-lost.
Der Raum sah aus wie ein Büro, in der Ecke hing eine Flagge wo Fremdistan draufstand und unsere Schlappen drauf abgebildet waren. An den Wänden war das arabische Alphabet und die arabischen Zahlen, wo Dalya und ich versucht haben, Wörter zu übersetzen – ohne Erfolg. Die Zettel in den Briefumschlägen haben uns auch nicht weitergeholfen. Dann wurde uns was von einer Registrierungsnummer gesagt, die wir aufschreiben müssen. Wir hatten uns auch mies erschrocken als auf einmal eine Klappe aufging, wo dann eine Hand durchkam. Ja wir haben uns echt doof angestellt, weil uns nicht klar war, ob wir die für uns brauchen oder für jemanden. Uns wurde auch von derselben Stimme, die uns das mit den Registrierungsnummern gesagt hat, dass uns die Ausfüllhilfe weiterbringt. Die hatten wir uns auch angeschaut aber hätten wir die Ausfüllhilfe mal besser durchgelesen, wo klar und deutlich stand „Sie“ oder geschweige mal überhaupt umgeblättert, dann wären wir wohl schneller vorangekommen. Ja gut, so klug war dann mal keiner von uns. Naja egal, nachdem wir unsere Nummer herausgefunden haben, die daraus bestand wie viele Sprachen wir sprechen, unsere Altersgruppe und der Farbe vom Umschlag, bekamen wir eine Blaulicht-Taschenlampe plus einen Zettel mit einem Märchen drauf und wir mussten in einen komplett dunklen Raum. Hätten wir uns vorher wegen dieser Klappe nicht so erschrocken, wäre der Raum gar nicht so scary.
Im Raum standen in verschiedenen Sprachen Sachen an der Wand geschrieben. Dazu hingen noch ein Fahrplan und eine Stadtkarte an der Wand, die im Zusammenhang stand mit dem Märchen, das wir bekommen hatten. Neben den Plänen war eine Box mit einem Zahlenschloss dran. Uns war klar, dass wir die Pläne und das Märchen miteinander verbinden müssen, um an den Zahlencode zukommen aber bis wir das mal geschafft hatten, haben wir echt viele Anläufe gebraucht. Ach so, das Märchen war eins aus 1001 Nacht. In dem Raum war noch ein nachgestellter Brunnen, in den ich mich reingeschmissen hatte, weil ich dachte, dort vielleicht einen Schlüssel zu finden, die Anderen hatten in der Zeit versucht, das Zahlenschloss zu knacken. Als das geschafft war und wir die Box offen hatten, fanden wir dort fünf Schlüssel. Zufällig hatte ich im Brunnen ein Schloss gespürt. Ich dachte erstmal, das wäre dort gewesen, um die Wände zusammenzuhalten, kein Plan warum ich das dachte. Aber als wir die Schlüssel durchprobiert hatten, mussten wir durch einen Gang krabbeln. So ein Genius wie ich bin, bin ich natürlich vorgekrabbelt ohne eine Taschenlampe, da die hinten bei Luzie geblieben war. Ich bin nicht weiter als einen Meter gekommen. Als ich dann die Taschenlampe hatte, bin ich durch gestürmt bis Feli mich am Bein packte und ich dann dort lag -wir haben mies lachkick geschoben.
Aus dem Gang raus, waren wir schon im nächsten Raum, der an eine Flüchtlingsunterkunft erinnern sollte. Wir haben zusammen erstmal den ganzen Raum auseinandergenommen. Wir haben die Matratzen hochgehoben, die Rucksäcke und Taschen ausgeleert, die Spinde ausgeräumt. Dabei haben wir einen Lücken-Text gefunden und Zahlen, die an Gegenstände im Raum geschrieben waren. An einem Spind war ein Zahlenschloss mal wieder und am Tisch war eine Schublade, die abgeschlossen war, also bin ich schnell zurück in den anderen Raum, um die Schlüssel zu holen und damit haben wir die Schublade dann auch aufbekommen. Irgendwann bin ich dann auf ein Bett drauf gestiegen. Die Anderen schauten mich schon an, als wäre ich gestört. Dann hing ich das Bild von der Wand ab und die fragen mich alle was ich mache. Ich drehte das Bild um und dann steht da die Zahl fünf. Somit hatten wir alle Zahlen, die wir brauchten. Wir mussten nur noch die Gegenstände, wo die Zahlen draufstanden, passend in den Lücken-Text schreiben und dann die Zahlen ins Schloss eingeben. Endlich war der Spind offen.
Im Spind selbst waren viele Zeitungsberichte über Flüchtlinge, wo es auch um die Risiken geht, die man hat bei einer Flucht hat. Somit war der Spind schon sehr real, was auch einen guten Aspekt hatte. Wir fanden in dem Spind eine Tasche, die verschiedene Gewürzbehälter enthielt mit Buchstaben drauf und ein Chai- Rezept. Wir haben wie Geisteskranke an den Gewürzen geschnieft, um das Wort herauszufinden, was sich draus ergeben sollte. Irgendwann hatten wir dann raus, dass der erste Buchstabe „h“ seien muss, da es Zimt war und der letzte musste „t“ sein, da es Pfeffer war. Dann ist mir eingefallen, dass im Spind mit rotem Stift ein Text geschrieben war, wo das zweite Wort Heimat war, und dann war es und klar, dass das das Wort sein muss, was wir suchten. Ich war schon voll motiviert jetzt Tee zu kochen, weil alles für einen Tee in der Ecke auf einem Tisch stand -halt naja bis auf einen Wasserkocher, aber sonst wäre alles da gewesen aber nein, die unbekannte Stimme hatte uns gesagt, wir sollen die Tasche noch einmal untersuchen und da haben wir so ein Dreh-Dings gefunden, was im Prinzip auch ein Schloss war, nur diesmal mit Buchstaben. Also haben wir Heimat eingegeben und raus kam ein Schlüssel, womit wir unsere letzte Tür öffnen konnten. Nach ganzen 57 Minuten hatten wir es dann auch geschafft.
Am Ende hatten wir uns noch mit zwei Personen, einer Frau und einem Mann, zusammengesetzt und einen Tee getrunken. Der Mann ist erst seit sieben Jahren in Deutschland und studiert momentan BWL. Die Frau ist deutsche Staatsbürgerin und ist fest angestellt bei der Flüchtlingshilfe Bonn, als Projektleitern. Wir hatten zusammen dann über die neuen Erfahrungen geredet, die wir im Escape Room gesammelt hatten. So wenn man drüber nachgedacht hat und alles reflektierte, merkte man schon, was der Hintergrund des Escape Rooms war. Man fühlte sich unheimlich und fremd, man war auf sich allein, oder jetzt bei uns, auf die Gruppe angewiesen und musste irgendwie zurechtkommen. So geht es nun mal Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen. Die müssen dann auch schauen, wie sie zurechtkommen. Sie bekommen sehr viele Formulare, die sie ausfüllen müssen, ohne wirklich zu wissen, was man hinschreiben muss. Selbst wir Deutschen sind verwirrt von den Formularen.
Wir alle fanden es richtig cool und würden sowas nochmal machen. Auch, dass der Escape Room eine Message mit sich brachte, hat unserer Meinung nach das Ganze besser gemacht. Ich glaube, wir alle verstehen jetzt besser, wie man sich als Flüchtling in Deutschland fühlt.